Lernziele für die affektiven Lehr- und Lernaspekte

Für den affektiven Lernziel-Bereich bietet sich eine Taxonomie der Werte und Haltungen an. Diese befasst sich mit der emotionalen Seite des Lernens und reicht von der grundsätzlichen Bereitschaft, Informationen zu empfangen bis zur Integration von Glauben, Ideen und Haltungen (nach Krathwohl u.a., 1975).

Georg E. Becker, Unterricht planen, Handlungsorientierte Didaktik Teil I, durch R. Meyer bearbeitet.

Kompetenzstufen für Lebenskompetenzen nach D. und R. Meyer

Etwas praxisbezogener als Krathwohl (seine Stufen siehe unten) formulieren Daniela und Ruth Meyer in ihrem Buch «Lebenskompetenzen» erweitern die Kompetenzstufen für Soft Skills bzw. Lebenskompetenzen. Diese Stufen sind Performanzen auf unterschiedlichem Niveau.

  1. Begrifflichkeiten und Konzepte für eine Lebenskompetenz, ein Soft Skill haben
  2. Soft Skill unter idealen Bedingungen zeigen
  3. Soft Skill flexibel auch unter erschwerten Bedingungen zeigen
  4. Soft Skill reflektieren und bewusst einsetzen.

Stufe 1: Aufmerksam werden / Beachten

Auf dieser Ebene werden die Lernenden auf etwas aufmerksam gemacht. Gefühle werden angeregt oder erzeugt. Es ist die Bereitschaft vorhanden, sich für soziale Themen zu öffnen und respektvoll zuzuhören.

Verben: beachten, wahrnehmen, bemerken, Aufmerksam werden, Gewahr werden, Bewusst werden, bedenken, beherzigen, innewerden, erfahren, auffallen, berücksichtigen, feststellen, auswählen, entdecken, in Rechnung stellen

Stufe 2: Reagieren

Auf der zweiten Ebene werden die Lernenden darauf aufmerksam, dass andere Menschen anders funktionieren und andere Werte und Gewichtungen haben. Es wird über die eigene Befindlichkeit spontan gesprochen, die Lernenden nehmen an Gruppendiskussionen aktiv teil, zeigen persönliches Interesse an einem Fachgebiet, bringen eigene Beispiele und sind bereit zum Unterricht aktiv beizutragen.

Verben: einwilligen, bereit sein zu, interessiert sein an, Gefallen finden an, sich richten nach, Anteil nehmen an, Freude haben, Befriedigung empfinden, angesprochen sein durch

Stufe 3: Werten

Diese Ebene reicht von der Akzeptanz eines (gesellschaftlichen) Wertes bis hin zur eigenen Verpflichtung gegenüber diesen Werten durch Teilnahme an demokratischen Prozessen oder die Übernahme sozialer Verantwortung. Die Lernenden bewerten spontan und gefühlsmässig, ohne sich grössere Gedanken zur Begründung zu machen. Sie können akzeptieren, dass andere anders bewerten.

Verben: akzeptieren, Einverstanden sein, gelten lassen, tolerieren, zulassen, gutheissen, annehmen, anerkennen, sich verpflichtet fühlen, erfolgen, sich binden, überzeugt sein, sich einsetzen für

Stufe 4: Organisation / Ordnen von Werten

Auf der fünften Ebene werden unterschiedliche Werte analysiert und verglichen. Bewertungskriterien werden diskutiert und aufeinander bezogen, z.B. Akzeptanz trotz eigener abweichender Meinung oder Akzeptanz professioneller ehtischer Standards.

Verben: abwägen, richtig einschätzen, würdigen, einstufen, vergleichen, strukturieren, prüfen, Prioritäten entwickeln, Werte abwägen, Werte einordnen, Beziehungen herstellen, Beurteilungsmassstäbe finden, Werthaltung entwickeln

Stufe 5: Charakterisieren (von Werten)

Auf der obersten Stufe richtet sich das Handeln an der eigenen Einstellung aus. Für die eigenen Werte wird aktiv und leidenschaftlich und begründet eingetreten. Das eigene Wertesystem kann hinsichtlich Einstellungen, Ideen und Haltungen beschrieben werden, der Einzelne hat sich dieses selbst auferlegt und handelt nach dessen Grundsätzen konsistent und vorhersehbar.

 

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